Zeitungsartikel vom 03.08.2017 über Urlaub auf unserem Bauernhof
http://www.infranken.de/regional/kitzingen/zwischen-stall-und-stil;art113220,2802707
Auf dem Waldhof erfahren die Gäste echtes Bauernhofleben
„Hilft mir vielleicht mal einer?“ Magnus schleppt schwer an der großen Wanne voller Heu, die er in Richtung Stall trägt. Noch ein paar Meter, dann hat er es geschafft. „Hallo, die Kühe haben Hunger“, ruft der Elfjährige noch einmal mit letzter Kraft, zuckt dann aber mit den Schultern und verschwindet in dem Gebäude, das 26 Milchkühen als Unterschlupf dient. Seine jüngere Schwester Smilla hat in der Zeit anderes zu tun: Zusammen mit Sina und Emily versucht sie, das Trampolin-Hochspringen gegen deren großen Bruder Nico zu gewinnen – darüber vergessen die vier Kids glatt die Fütterungszeit auf dem Waldhof, wo sie gerade ihre Ferien verbringen.
Aber Jonathan und Justus sind ja auch noch da. Die beiden „Hausherren“ haben sich schon ihre kleinen Schaufeln geschnappt, um das Heu mehr oder weniger gerecht auf alle Kühe zu verteilen – zunächst. Der fast Fünfjährige und sein knapp zwei Jahre alter Bruder sind nämlich nicht lange bei der Sache. Als Jonathan seine Schaufel zum Schwert umfunktioniert und damit in der Luft herumfuchtelt, macht Justus ihm das direkt nach.
Papa Hans-Gerd und Mama Marita Härtel können an diesem Abend scheinbar nicht mit der Hilfe ihrer Kinder rechnen – dabei haben beide schon einen langen Tag hinter sich. Hans-Gerd ist hauptberuflich für den Vertrieb von Futtermitteln für Tiere auf landwirtschaftlichen Betrieben zuständig, Marita kümmert sich um die zwei Kinder und alles, was den Tag über so auf dem Hof anfällt.
Zumindest Magnus ist motiviert, die Tiere zu versorgen. Er macht zusammen mit seiner fünfköpfigen Familie Urlaub auf dem Bauernhof. Neben Schwester Smilla hat er noch seine Eltern Bente und René Hosan sowie Säugling Elin dabei – und alle fühlen sich bei der Familie Härtel auf dem Waldhof sehr wohl. „Es ist pure Entspannung“, sagt Bente. Die Personal-Trainerin und ihr Mann hatten einen Hof gesucht, auf dem „die Kinder noch richtig mitmachen können und nah dran sind an den Tieren und an der Natur“ – und haben ihn im Waldhof gefunden.
Dem Ehepaar Härtel ist das bei ihrem Ferienangebot besonders wichtig. „Das Problem der Landwirtschaft ist doch, dass keiner weiß, was eigentlich an Arbeit dahintersteckt“, erklärt der Diplom-Agraringenieur. Umso wichtiger sei es, schon den Kindern zu zeigen, wo die Milch eigentlich herkommt. Und wo sie hingeht. Darum bezieht er seine Gäste gerne mit ein, wenn es um die Versorgung der Kühe, Ziegen und Hühner geht, die auf dem Waldhof leben.
Auf der anderen Seite wollen die Härtels ihren Gästen natürlich auch Komfort bieten. In die Gestaltung ihrer Ferienwohnungen Traumblick, Gräfchenblick und Sternenblick haben sie sehr viel Sorgfalt gesteckt, die Ausstattung ist modern und gemütlich. „Wir hatten auch schon Gäste, die drei Tage nur in ihrer Wohnung verbrachten, den Ausblick genossen und danach tiefenentspannt wieder abreisten“, erinnert sich Marita. Da konnten auch das schrille „Kikeriki“ des stolzen Hahnes im Morgengrauen oder das lang gezogene „Muuuuh“ der hungrigen Kühe zum Nachmittagskaffee nicht stören.
Die Regel sind solche Gäste aber nicht, im Gegenteil. So wie Magnus und Co. oder auch die Geschwister Sina, Emily und Nico mit Oma und Opa bringen überwiegend Familien mit Kindern so richtig Leben in die Bude, beziehungsweise auf den Hof. Aber es gibt auch da Unterschiede, weiß Hans-Gerd Härtel. „Manche interessieren sich wirklich für das Bauernhofleben, andere sehen uns lediglich als Ausgangspunkt für Ausflüge in Freizeitparks oder Schwimmbäder.“ Für Härtels ist beides Klientel willkommen, und so sind die Wohnungen nicht nur in der Hauptsaison überwiegend ausgebucht.
Auch die Familie Hosan überlegt, noch einmal wiederzukommen auf den Waldhof – so wie viele Stammgäste, die Marita und Hans-Gerd Härtel inzwischen angesammelt haben. Die Einträge im Gästebuch oder auch auf der Internetseite sprechen da eine ganz deutliche Sprache, viele haben sich mit kunstvollen Gemälden und fantasievollen Gedichten verewigt. „Wir lesen sehr oft darin und nehmen es als Motivation, weiterzumachen und immer wieder Neues anzubieten“, sagt Hans-Gerd Härtel, der aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt und sich trotz der vielen Arbeit keine schönere Aufgabe vorstellen kann. In den nächsten Jahren wollen die Härtels um- und ausbauen, investieren in einen modernen Laufstall. Dann übernachten nicht mehr nur die Gäste mit höchstem Komfort, sondern auch die Tiere.
An ihr Futter kommen sie aber trotzdem nur, wenn die Härtels und ihre Gäste es ihnen bringen – vorausgesetzt, sie lassen sich nicht von Trampolin, Schwertschaufel und anderen Vergnügungen ablenken.